Medizinisches Cannabis: Aphria-„Tresor“ in Neumünster nimmt Konturen an

Seit die Aphria Deutschland GmbH im April 2019 den Zuschlag für den legalen Anbau von Cannabis erhalten hat, ist einiges passiert. Der riesige Gebäudekomplex in Neumünster, in dem bald medizinisches Cannabis angebaut wird, nimmt nach etlichen Monaten Bauzeit nun Formen an. Und der 12.000 qm große Bau ist gesichert wie ein Bunker.

Der größte Tresor Deutschlands

Ein Gebäude, das Unmengen an Cannabis beherbergt, muss gesichert sein. „Wir bauen hier den größten Tresor Deutschlands, soweit es uns bekannt ist, wenn nicht sogar der Welt“, so Thorsten Kolisch, seines Zeichens General Manager von Aphria Deutschland in einem Interview mit dem Deutschlandfunk.

Kolisch untertreibt nicht, denn schon jetzt ist der Rohbau mit 24 Überwachungskameras abgesichert, die keinen toten Winkel zulassen. Hinzu kommen 24 Zentimeter dicke Wände aus massivem Stahlbeton. Laut Kolisch befindet sich das Lager für die Cannabisblüten in einem gesonderten Raum – ein Tresor im Tresor quasi. Geht es nach dem General Manager, ist ein Einbruch nahezu unmöglich.

Keine Chance für Langfinger

„Wenn ich mit schwerem Gerät ca. zwei Stunden Zeit bekäme, würde ich es tatsächlich schaffen, hier ein Loch durchzukriegen. Dieses Loch hätte aber tatsächlich nur einen Durchmesser von 20-30 cm. Um hier reinzukommen, bräuchte ich einen halben Tag, um durchzukommen“, so Kolisch weiter.

Diese Chance würde allerdings niemand bekommen. Läuft alles optimal, ist die Polizei bei einem Einbruchsalarm nämlich in unter zehn Minuten vor Ort. Dieser riesige Aufwand ist notwendig, da es sich auch bei medizinischem Cannabis um Betäubungsmittel handelt, für deren Verwahrung besonders strenge Regelungen gelten.

Erste Ernte gegen Ende des Jahres

In mehreren Kammern, die mit autarken Kühl-, Heiz- und Lüftungssystemen ausgestattet sind, sollen künftig drei Cannabis-Sorten angebaut werden. Dabei soll es sich um verschiedene Varietäten mit unterschiedlichen THC- und CBD-Konzentrationen handeln.

Um die Pflanzen bei der Ernte vor eindringenden Schadstoffen aus der Außenwelt zu schützen, sind die sensiblen Bereiche durch eine Luftschleuse gesichert. Aphria möchte bereits Ende 2020 die erste Ernte einfahren. Pro Jahr darf das Unternehmen gut 1,5 Tonnen Cannabis produzieren und weiterverarbeiten.