Staat gibt grünes Licht für den Anbau von 1,8 Tonnen Cannabis

Seit März 2017 erhalten Schwerkranke in Deutschland Cannabis auf Rezept. Nach der gestrigen Entscheidung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben zwei Firmen nun den Zuschlag erhalten, Cannabis auch in Deutschland anzubauen. Über einen Zeitraum von vier Jahren dürfen die beiden Unternehmen Aurora Cannabis und Aphria nun insgesamt 7,2 Tonnen Cannabis für medizinische Zwecke anbauen und ernten. Beide Unternehmen haben sich im Rahmen der Ausschreibung gegen 77 weitere Unternehmen durchgesetzt.

Anbau in Deutschland soll steigenden Bedarf decken

Der Löwenanteil der Anbaumenge entfällt dabei auf Aurora Deutschland. Das Tochterunternehmen des börsennotierten kanadischen Unternehmens Aurora Cannabis Inc. darf gemäß der Zuteilung des BfArM jährlich eine Tonne Cannabis anbauen. Das im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt ansässige Unternehmen Aphria dagegen hat den Zuschlag für den jährlichen Anbau von 0,8 Tonnen bekommen.

Damit kann Deutschland in Zukunft einen großen Teil des jährlichen Bedarfs an medizinischem Cannabis aus eigenem Anbau decken. Bis dato sind Patienten bzw. Ärzte und Apotheken auf Importe aus dem Ausland angewiesen – vor allem aus Kanada und den Niederlanden. Und der Bedarf ist groß. Allein im Jahr 2018 wurden bei Apotheken rund 95.000 Rezepte für unverarbeitete Cannabisblüten und cannabishaltige Produkte eingelöst. Noch im Jahr 2017 lag die Anzahl der eingelösten Rezepte bei nur 27.000. Der Bedarf dürfte also weiter steigen.

Erste Cannabis-Ernte verzögert sich erneut

Ganz ohne Schatten bleibt die Ausschreibung allerdings nicht. Immerhin hatte die Behörde ursprünglich eine Anbaumenge von 10,4 Tonnen ausgeschrieben. Für die verbleibenden 3,2 Tonnen konnte das Institut trotz einer ausreichenden Anzahl an Bewerbern, die ein Angebot angegeben haben, noch keinen finalen Zuschlag erteilen.

Hintergrund ist, dass ein Unternehmen aufgrund einer zu kurzen Vergabefrist gegen die geplante Vergabe Klage eingereicht hat. „Die heutige Zuschlagserteilung ist ein wichtiger Schritt für die Versorgung schwer kranker Patientinnen und Patienten mit in Deutschland angebautem Cannabis in pharmazeutischer Qualität“, so Karl Broich, der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Aufgrund der erneuten Verzögerung wird sich die erste Ernte allerdings verschieben.

Diese war ursprünglich bereits für 2019 geplant. Nach eigenen Angaben möchte das im Cannabis-Anbau erfahrene Unternehmen Aurora Deutschland bereits Anfang Mai mit dem Anbau beginnen. Bis die Pflanzen, die in einem Biochemiepark in Leuna heranwachsen, geerntet werden können, soll es wohl aber noch bis mindestens Mitte 2020 dauern.