Londons Aale haben ein Drogenproblem

Kokain ist nach Cannabis die am weitesten verbreitete „illegale“ Droge. Das ist auch in Großbritannien nicht anders. Immerhin sollen im Jahr 2017 rund 9,7 Prozent aller Briten mehr oder weniger regelmäßig Kokain konsumiert haben. Und das hat Folgen, die sich aktuell vor allem in London zeigen. Hierbei geht es nicht etwa um die ernstzunehmende Bedrohung für den Gesundheitszustand tausender Banker in der Finanzmetropole, sondern um die Aale in der Themse. Diese haben nämlich im wahrsten Sinne des Wortes ein Drogen-Problem.

Hohe Kokain-Belastung im Flusswasser nachgewiesen

Die Themse ist seit jeher ein Spiegelbild des Lebens in London. Während Hobbyarchäologen neben römischen Münzen auch immer wieder Opiumpfeifen der vergangenen Jahrhunderte aus dem Uferschlamm holen, hat eine Überwachungsstation in der Nähe des britischen Parlaments eine wesentlich beunruhigendere Entdeckung gemacht. Kürzlich meldete die Daily Mail, dass diese eine sehr hohe Konzentration an Kokain und dessen Abbauprodukten im Wasser der Themse gemessen habe. Was für den Menschen potenziell gefährlich sein könnte, hat für die im Fluss lebenden Aale bereits handfeste Auswirkungen.

Vom Aussterben bedrohte Aale leiden an Hyperaktivität

Aktuell ist der hohe Wert an Kokain für die ohnehin bereits vom Aussterben bedrohten Themse-Aale eine große Bedrohung. Die Tiere nehmen die Droge über das verseuchte Wasser auf und haben laut Wissenschaftlern des King’s College infolge der aufputschenden Wirkung bereits ein bedrohliches Maß an Hyperaktivität erreicht. Diese Hyperaktivität gefährdet den Fortbestand der Art nun zusätzlich.

Hintergrund ist, dass der somit ausgelöste Stress es den Fischen erschwert, sich ausreichende Fettreserven anzulegen und diese für die lange Reise zu den Laichgebieten im offenen Meer zu erhalten. Die Wissenschaftler befürchten, dass viele Tiere ihre Reserven durch die hohe Stoffwechselaktivität bereits vorher aufbrauchen und ihre Laichgebiete nicht erreichen. Damit wäre die Art in noch größerer Gefahr als bisher.

Wie kommt das Koks in die Themse?

Schon im Jahr 2005 haben Forscher herausgefunden, dass täglich rund zwei Kilogramm Kokain in der Themse landen. Das sind etwa 80.000 Lines. Die Droge gelangt aber nicht aus Unachtsamkeit oder gar absichtlich ins Wasser. Vielmehr handelt es sich um die Reste des Wirkstoffs, die noch im Urin der Konsumenten zu finden sind und über die Ausscheidung letztendlich im Fluss landen.

Das große Problem an der Sache ist, dass die Giftstofffilter der Kläranlagen aktuell nicht in der Lage sind, die Droge während des Klärvorgangs herauszufiltern. Neben dem reinen Kokain gelangen zudem auch Koffein und das Kokain-Abbauprodukt „Benzoylecgonin“ ins Wasser, was die Lage der Aale ebenfalls nicht verbessert und zu einer ernsthaften Belastung für das Grundwasser und die Böden entlang der Themse werden könnte.